Deutsches Primatenzentrum Göttingen

Nestabwicklungen, Tierpapiere, Futterpapiere und Austellungsgestelle.

Eine Ausstellung in der Empfangshalle des DPZ in Göttingen.

Abstammungslinien von Papieren mit Varianten der Mischung in Ausstellungsgestellen.

 

Die Planung und Einrichtung des DPZ in Göttingen wird in der Eingangshalle mit  unserer Kunst gereizt und in ein Gedankenspiel verwickelt. Tierpapiere werden auf ihre Abstammung geprüft und fortgesetzt. Das Zumischen von Heu zu geschredderten Comixstreifen erzeugt Varianten von Futterpapieren. Als Formen werden Pappvolumen, Ballen und Handabdrücke vorgestellt.

Ausstellungsgestelle nehmen die Kunstobjekte auf und stellen sich zugleich selber aus. Die Kunstobjekte sollen gleichberechtigt zu den anderen Sammlungsobjekten des DPI gesehen werden : sie können ins Depot ausgewechselt werden oder in geänderten Zusammenhängen auffrischen.

Nestabwicklung

Heuhofer Wespennest in Blattteile auseinandergelöst,  auf dem Schöpfsieb ausgebreitet und mit einem Wasserregen aufgeschwemmt, dann getrocknet und abgenommen.

Die Wespen ›lehren uns, dass es möglich ist, Papier aus Pflanzenfasern herzustellen, ohne Hadern oder Leinen zu gebrauchen; sie scheinen uns geradezu aufzufordern zu Versuchen, ebenfalls ein feines und gutes Papier aus gewissen Hölzern herzustellen‹.

Réaumur, Physiker und Zoologe, 1719
›Gewiss wäre ich und kein anderer Mensch je auf den Gedanken gekommen, dass sich aus Holz Papier machen lasse, wenn es keine Wespennester gäbe.< – >Er darf nur die Wespen zu Wegweisern annehmen. Er darf nur daran denken, wie er die Holzfaser in einen  solchen >Brey< möge verwandeln und zu einem solchen Papierzeug machen  könne als nur die Wespen mit ihren Zähnen und einem gewissen klebrigen Safte thun.‹

Schaeffer, Prediger und Naturforscher, 1765
Batavia-Suppe von indischen Vogelnestern. – Am Abend vor Gebrauch werden 100 – 130 g solcher Nester in kalte Bouillon gelegt und über Nacht aufgeweicht, des folgenden Tages all die kleinen Federchen mit einer Spicknadel herausgenommen und die Nestchen, welche gehörig aufgeweicht sein müssen und dann wie einzelne Fädchen aussehen, in Filets (Streifen) geschnitten, in eine Kasserolle getan und langsam gekocht …‹

Praktisches Kochbuch von Davidis-Holle, 1912

 

Tierpapiere

Wespennestpapier

Wallersteiner Wespennest in Blattteile auseinandergelöst, auf ein Schöpfsieb ausgebreitet und mit einem Wasserregen aufgeschwemmt, dann getrocknet und abgenommen.
Mäusefraßpapier

Mäusenest aus zerfressenem Zeitungspapier aufgesammelt, auf ein Schöpfsieb verteilt, mit Wasser aufgeschwemmt, gepreßt und getrocknet.
Mäusewolfpapier

Mickymausheft mit einem Reißwolf in Streifen zerschnitten, auf dem Schöpfsieb mit einem Wasserstrahl aufgeschwemmt, getrocknet.

Mit dem Mund und der Zunge wird gegessen und geschmeckt, gesprochen und artikuliert, wird geküsst.

Essen ist selbst Ausdruck, es ist eine Gelegenheit, sich  mit anderen zusammenzutun; das Säugen des Kindes an den Brüsten der Mutter ist der lustvolle Anfang davon.

›Man nimmt an, dass der Kuss bei Schimpansen und Menschen ein ritualisiertes Füttern ist, und zu dieser Deutung passt, dass man beim Küssen in der Tat Futterübergabe- und –übrnahmebewegungen mit Lippen und Zunge beobachten kann und gar nicht selten auch Nahrung (Süßigkeiten, Wein) übertragen wird‹

Eibl-Eibesfeldt

 

Futterpapiere

Altgraspapier

Altes, verfasertes und zusammengefilztes Gras nach dem Winter abgelöst, auf einem Schöpfsieb ausgebreitet, mit einem Wasserstrahl aufgeschwemmt, gepresst und getrocknet.
Comic-strips-Papier

Tim-und-Struppi-Heft in Streifen zerschnitten, auf einem Schöpfsieb ausgebreitet, mit Wasser aufgeschwemmt, gepresst und getrocknet.
Mischfutterpapier

Heu und zerschnittene Comicstreifen zur Hälfte gekocht und zerfasert, gemischt und auf einem Schöpfsieb verteilt, mit einem Wasserstrahl aufgeschwemmt, gepresst und getrocknet.
›Meine Idee war, eine Art moderner Folklore zu entwickeln aus dem alten Mythos von Romulus und Remus, den Zöglingen einer Wölfin.‹

Edgar R. Burroughs, Erfinder Tarzan’s, dem Herrn des Dschungels u. dem Sohn der Affen
›Einziges Haustier ist der Hund, aber die Yanomami nehmen  sich vielerlei Tiere an: Papageien, Agutis, Affen, Tukane oder – wie auf dem Bild zu sehen – ein Tamandua-Baby, das wie ein Kind gesäugt wird. Einmal aufgenommen, gehört jeder zur Dorfgemeinschaft – gleichgültig, ob Mensch oder Tier.‹

Mühlbauer, Rink; Himmelszelt und Schneckenhaus

 

Grundrisspapier mit Stoffsammlung

Plan der Eingangshalle DPZ Göttingen, M 1:50, mit einigen Begriffen, die den Raum beschreiben und uns übersetzen.

Raumbegriffe erfassen und entwickeln den Sinn des Gebauten mit, sie suchen die Notwendigkeit des Ortes, sie denken und begründen die Planung.

I Ging: Tsui, die Sammlung: oben Dui, das Heitere, der See / unten Kun, das Empfangende, die Erde: Das Zeichen ist dem Zeichen Bi, Zusammenhalten nach Form und Bedeutung verwandt. Dort das Wasser über der Erde, hier ein See über der Erde. Der See ist der Sammlungspunkt des Wassers, daher ist die Idee der Sammlung hier noch stärker ausgedrückt als in jenem Zeichen.

›Die alte Museumsform ist in sich selbst ein Zeitbild; ein besseres Bild von der  Zeit und der Haltung, die diese Museen geschaffen haben, als der Kulturen, von denen die Museumsgegenstände herstammen.‹

Per Kirkeby


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