Man ist geneigt, im Auflösen von Begriffen, im Mischen mit neu hinzutretenden Vorstellungen, nichts als ein freies, schweifendes Assoziieren zu erblicken, das sich jeglichem Anspruch auf Logizität entzieht. Und doch liegt im wechselseitigen freien Entfalten von Begriffen und Anschauungen, von Vorstellungen und visuellen Daten ein spezifisches Verhältnis von Kohärenz und Freiheit vor, das die Eindeutigkeit des Urteils mit Erfolg vermeidet, das Spielraum lässt, ohne doch unkontrollierbar zu werden.
Zwischen sprachlichen, visuellen oder gar seriell-konstruktiven Abwicklungen einerseits, die verstehbar und nachvollziehbar, oft sogar durch den aktiven Betrachter fortsetzbar sind, und der Verfilzung von Begriffen, Vorstellungen und Materialien andererseits, die für unerwartete Wendungen und Vorstellungs-erweiterungen bis hin zum gelegentlich Skurrilen gut sind, entfaltet sich ein freies Spiel der Kräfte, das die Triebfeder der Arbeiten von Bernd-Rüdiger Damerow darstellt.
Eine der schönsten Arbeiten Damerows ist wohl die Folge der Farbauszüge. Farbpartikel aus frischem Heu vermischen sich mit Papieren in den ›Grundfarben‹ Rot, Gelb und Blau. Auch hier also eine ›abstrakte Versuchsanordnung‹, die Natur erscheinen lässt. Aber sie lässt Natur hier in besonderer Weise zu sich kommen, denn die ›Grundfarben‹ sind ja selbst der Natur entlehnt, sind Bedingungen der Möglichkeit auch der differenzierten Farben des Heus, die nun aus ihm ›herausgelöst‹ werden, sich mischen mit ihren elementaren Bedingungen.
Klaus Heinrich Kohrs, Ausstellungskatalog GAP und Schmidt-Rottluff Stipendium, Darmstadt, 1979