„Papier kneten, abschöpfen, schichten. Es geht hier um eine fast meditative Tätigkeit, um eine Form der Beschränkung, der Konzentration. Wiederholung auch im Inhaltlichen: Die Abgüsse Damerows zum Beispielsind keine Kopien, sie sind Darstellung einer Interaktion: In der Wiederholung und Variation werden nicht die Gemeinsamkeiten, sondern eben die Unterschiede thematisiert, was wiederum an das nicht gesehene Original erinnert.

Beispiel Handabdruck: Nimmt man einen von Damerows Handabdrücken in die Hand, werden die Finger in eine bestimmte Stellung gezwungen, die doch nicht genau passt, weil unsere Hände eben verschieden sind. Frei bleiben Zwischenräume, die die Finger der anderen Hand aufnehmen und so meine Hände in die Arbeitshaltung des Künstlers beim Herstellen der Arbeit bringen. Diese knetende Bewegung – auch die Assoziation ›Beten‹ ist legitim und naheliegend –  wird von mir nachvollzogen. Ich vollziehe also einen Vorgang nach, den ich noch nicht gemacht habe. Ich erinnere mich sozusagen in die Zukunft.

Einen weiteren Aspekt des Prinzips der Wiederholung möchte ich noch ansprechen: Gesetz, Ordnung, Ornament. Gombrich weist darauf hin, dass die Begriffe ›kosmisch‹ und ›kosmetisch‹ denselben Ursprung haben: Das griechische ›kosmos‹, das sowohl ›Schmuck‹, als auch ›Weltall‹ bedeutet. Er sagt: ›Das Vergnügen an Wiederholung und Symmetrie reicht vom Auffädeln von Perlen bis zur Aufmachung der gedruckten Seite und natürlich darüber hinaus bis zum Rhythmus der Bewegung, zur Sprache und Musik, von den Systemen des Denkens und den Strukturen der Natur und der Gesellschaft ganz zu schweigen.‹

In den gezeigten Arbeiten hier kommt beides zum Ausdruck: das Spielerische, auch Ironische, die Freude an der Form, wie auch das Ordnende, Vergleichende, die Frage nach dem Prinzip. Darüber hinaus wird das Verhältnis von Vorbild und Abbild und die Zeit, die dazwischen liegt, thematisiert.“

Eberhard Wünnenberg, Kulturkreis Grafenau Schloss Dätzingen, 2000